October 31, 2022

Cartagena nach La Línea de la Concepción

Mit Besuch, wenig Wind und entlang dem unendlichen Treibhhaus-Plastikmeer der spanischen Südküste bis zur Strasse von Gibraltar.

Formentera – Cartagena – Cabo de Gata – Aguadulce – Almerimar – Almuñécar – Fuengirola – La Línea de la Concepción

Wir verbringen einige gewittrige Nächte vor Ibiza. So werden wir am Anker vor Ibiza Stadt mitten in der Nacht von einem Ruck der Ankerkette geweckt und sehen vor lauter Regen, Gischt und Blitzen kaum 10 Meter weit. Zum Glück hält der Anker im Sand und der Spuk ist bald vorbei.

Wir verschieben uns zurück nach Formentera, wo wir einen gemütlichen Tag vor der Überfahrt nach Cartagena verbringen, etwas entspannen und uns zu viert geniessen wollen, bis uns der nächste Besuch erreichen wird. Wir sind müde und trotzdem finden wir, dass Silvio nochmals den Wind nutzen und Kitesurfen gehen soll. Mit dem Dinghy macht er sich auf den Weg und ankert es vor dem Strand, wo er kiten möchte. Es ist nicht der Hit mit dem Wind, die Kitesession nicht wunderbar. Dafür wird durch die starke Welle der Fähre Ibiza-Formentera der Dinghy-Motor geflutet und springt nicht mehr an, als Silvio bei Eindunkeln zurück zur Mirabella kommen möchte. So muss er der Küste entlang waten mit dem Dinghy im Schlepptau mit 10 Knoten Wind im Gesicht und rudert dann entkräftet die letzten Meter. Wir probieren den Motor zu entsanden und zum Laufen zu bringen, was uns bis spät in die Nacht wachhält und auch die nächsten Tage beschäftigen wird!

Wir segeln am nächsten Nachmittag los in Richtung Cartagena und erleben begleitet von Welle und um 20 Knoten Wind von hinten einen eher ‘bumpy ride’ an die spanische Küste. Dabei werden wir von einem Fliegenden Fisch besucht, welcher auf unserem Deck landet. In der Dunkelheit realisieren wir dies nicht und so greift Andrea aus dem WC Fenster statt eine vermeintlich schlagende Leine den Fisch und erschrickt ordentlich.

Nachts besucht uns ein fliegender Fisch. Wir lassen ihn wieder frei.

Nachts besucht uns ein fliegender Fisch. Wir lassen ihn wieder frei.

Das Fischsterben im Mar Menor, an welchem wir vorbei segeln und die ganze Gemüse- und Früchteproduktion im ‘Garten von Europa’ beschäftigt uns. Wird doch für den Anbau in den Treibhäusern unendlich viel Wasser, Plastik, Dünger und wahrscheinlich eben soviel Pestizid verwendet. Die resultierende Überdüngung des Mar Menor ist auch einer der Hauptgründe dafür, dass in den letzten Jahren im Sommer das Gleichgewicht im Wasser kippt und Fische und endemische Seepferdchen dort zu tausenden sterben.

Wir freuen uns über die interessante Stadt Cartagena und die Tage im Hafen. Zum ersten Mal verbringen wir einige Nächte im Hafen, dies weil wir einerseits den Dinghy-Motor wieder zum Laufen bringen wollen und auch weil unsere nächsten Gäste mit dem Bus von Alicante in Cartagena eintrudeln. Joséphine’s Götti Philip mit Anna, Alice und dem einjährigen Artur begleiten uns acht Tage entlang der andalusischen Küste. Cartagena soll erkundet und genossen werden. Die Geschichte dieser Stadt ist unglaublich bewegt und an allen Ecken sichtbar.

Was uns in der Marina auffällt und freut ist, dass vor allem Eignerboote, auch mit Kindern, im Hafen sind. Wir freuen uns auf den Kontakt und Austausch mit anderen Seglern, die ebenfalls mit Kindern länger unterwegs sind. Wir sind gespannt. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe, welche direkt vor uns anlegen, sind interessant zu beobachten. Es wuselt und wirkt etwas absurd, wenn man bedenkt, dass die Reisenden in ihren Kabinen ihren Znacht am Vorabend noch in Casablanca eingenommen haben, den Sonnenuntergang da bewundert haben und jetzt Cartagena für ein paar Stunden besuchen.

Wir staunen über die riesigen Kreuzfahrtschiffe die in Cartagena festmachen.

Wir staunen über die riesigen Kreuzfahrtschiffe die in Cartagena festmachen.

Auch der Mecanico vom Hafen bringt unseren Motor nicht zum Laufen, füllt dafür unsere Gasflaschen — immerhin. Silvio nimmt sich Zeit, am Motor herum zu tüfteln und obwohl der Motor noch nicht läuft machen wir uns auf den Weg in Richtung Süden.

Freudig laufen wir aus dem Hafen von Cartagena und sagen ‘hoffentlich auf wiedersehen, du tolle Stadt!’. Wir ankern am Abend bei Águilas in der ‘Bahía del Hornillo’ inmitten von Fischernetzen und morgens geht es früh und noch in der Dunkelheit weiter Richtung ‘Gabo de Gata’. Dieser Tag bleibt leider gänzlich ohne Wind und so gondeln wir unter Motor gegen Süden.

Wir ankern vor den Salzsalinen bei Cabo de Gata und sind fasziniert von dieser Szenerie, die uns an den ‘Wilden Westen’ erinnert mit nichts als Strand, einer Kirche und Hochzeitspaaren, die sich am Strand mit Pferden fotografieren lassen. Silvio schraubt auch da am Motor herum und bringt ihn nicht zum laufen — noch nicht.

Silvio schraubt wieder mal an unserem Suzuki Aussenborder herum.

Silvio schraubt wieder mal an unserem Suzuki Aussenborder herum.

Am nächsten Morgen fahren wir unter Motor durch mystischen Nebel und ein spiegelglattes Meer an Fischerbooten vorbei nach Aguadulce in den nächsten Hafen, wo wir uns Unterstützung für das Motor-Problem erhoffen. Auch hier am Hafenplatz flüstert Silvio dem Aussenborder zu, respektive nimmt er die Hochdruckpumpe der Einspritzanlage komplett auseinander, während die anderen am Strand und auf dem Spielplatz die Zeit verbringen. Wir verschieben uns ins Restaurant fürs Nachtessen und da kommt eine Videonachricht von Silvio, in welcher der Dinghy-Motor deutlich hörbar läuft – Yeahh! Gut gemacht, Bordmecanico Silvio! Darauf müssen wir natürlich anstossen!

Wir liegen in der Nähe der Schweizer Segelyacht ‘Daisy’ welche wir hier kennen lernen und der wir wieder begegnen werden. Am nächsten Mittag ziehen wir nach Einkauf und Strandbesuch weiter bis Almerimar – heute unter Segel, wie toll! In diesem grossen Hafen, der umgeben ist vom ‘Plastikmeer’ der Treibhäuser finden wir eine leckere Pizzeria, mit echtem Mozzarella. Wir ziehen tagelang vorbei an Landschaften voller weisser Flächen – hier werden Gemüse und Früchte produziert und es ist eindrücklich, wie fest die Landschaft dadurch geprägt ist.

Wir wählen Almuñécar als letzte Station, um unseren Besuch zu verabschieden. Am Tag darauf, erreichen sie den Flughafen in Malaga bequem per Bus. Auf dem Weg dahin begegnen wir etwa 50 gemeinen Delfinen, was nicht nur die Kinder auf Mirabella freut.

Wir verbringen in Almuñécar, diesem doch recht hübschen Ort, die gemeinsamen Stunden am Strand und in der Strandbeiz, bis wir etwas wehmütig Tschüss! sagen. Die gemeinsamen Tage – mit allen Kindern, auch dem kletterfreudigen Artur sind sehr unkompliziert und freudig verstrichen, wir haben unseren Besuch enorm geniessen können.

Offenbar ist die Mirabella am Anker eine Seltenheit in dieser Bucht direkt vor Almuñécar und so werden wir von mehreren Leuten am Strand angesprochen und per SUP besucht. Nach dem Morgen am Strand machen wir uns auf den Weg in die nächste Bucht, von wo aus wir per Dinghy mit funktionierendem Motor das Schutzgebiet besuchen und sogar in die Höhle ‘Cueva de las Palomas’ rein fahren, wo Schwalben und Fledermäuse fliegen.

Weiter gegen Westen ankern wir vor Fuengirola inmitten von Fischernetzen, welche schlecht markiert sind. Dann steht uns ein weiterer Tag mit Motorgebrumm bevor, doch entscheiden wir uns dafür, direkt nach ‘La Línea de la Concepción’ in den Hafen einzulaufen.

Die Alboransee hatten wir mit Respekt erwartet – wir haben mit viel Wind, allenfalls in die verkehrte Richtung – gerechnet. Mit so einer ausgedehnten Flaute haben wir nicht gerechnet und haben dafür in diesem unglaublich flachen und ruhigen Wasser jede einzelne Delfinflosse gesehen.

Hier in ‘La Línea de la Concepción’ werden wir uns bereit machen für unsere erste grössere Passage nach Graciosa.

So flach und ölig, haben wir das Meer schon lange nicht mehr gesehen.

So flach und ölig, haben wir das Meer schon lange nicht mehr gesehen.

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