British Virgin Islands nach New York City
Zwischen Wolken und Wellen gegen Norden.
Während den Sommermonaten – der Hurricane Season im Atlantik – wollen wir nicht in der Karibik sein. Das Risiko einen Hurricane aus nächster Nähe zu erleben ist schlicht zu gross. Mit einem Schiff ist man ziemlich unabhängig. Wo man hin segeln kann bestimmt in einem gewissen Mass der eigene Wille und zu einem grossen Teil das Wetter. Da man also theoretisch “überall” hin segeln kann, braucht es einen Plan. Unsere Möglichkeiten um der Hurricane Season auszuweichen:
- Nach Grenada segeln und da für den ganzen Sommer bleiben, das Schiff fix am Anker – mit vielen anderen Kinderbooten quasi ein Sommercamp. Viele unserer Freundeboote sind da.
- In Bewegung bleiben und gegen Süden in die Hitze ziehen. Zu den venezolanischen Inseln, den ABC Inseln, Kolumbien, Panama und im Dezember gegen Nordosten nach Kuba und so wieder zu den Antillen.
- Unseren ursprünglichen Plan befolgen und gegen Norden in Richtung Kanada ziehen, also auch in Bewegung bleiben.
Wir bleiben unserem ursprünglichen Plan treu und segeln gegen Norden. Wir sind die einzigen aus der Kinderboot-Community, die es aus der Karibik gegen Norden zieht. Die meisten bleiben für die Hurricane Season in Grenada.
Am 17. Mai gehen wir los von Road Harbor auf den Britischen Jungferninseln mit Kurs ‘Nord’. Wir sind schnell unterwegs mit achterlichem Wind und immer mal wieder einem Regeli. Wir schreiben täglich per Satellitentelefon mit der Crew auf unserem Buddy Boat AVANTI, die von einem Wetterberater an Land mit Rat begleitet werden. Der Austausch ist interessant und zeigt uns bald, was wir angenommen haben: Ein Tiefdruckgebiet von Puerto Rico macht sich auf den Weg gegen Norden. Es ist allerdings einiges schneller unterwegs als wir, würde uns also bald überholen und starken Wind gegen den Golfstrom bringen und damit sehr unbequeme Bedingungen auf See. AVANTI wird empfohlen, in Bermuda zu stoppen und dieses Tief vorbeiziehen zu lassen. So machen wir es auch und fahren pünktlich mit dem ersten Regen in den Kanal von Saint George’s im Norden von Bermuda, wo alle Schiffe ankommen und einklarieren.
Nach 2 Tagen nur Regen erleben wir eine sonnige und warme Woche auf Bermuda, wo wir Cooper Island per Bus erkunden. Wir finden die alte NASA Tracking Station, die für das Apollo-Programm von grosser Wichtigkeit war. Wir gehen auch zusammen mit der (neuen) Crew von Flux 3 essen.
Silvio verliert beim Picknick auf dem Deck am letzten Abend seine Brille: beim Spiel von Chloés Fuss ins Wasser geschleudert. Oh-o! Am Morgen, bevor wir nach New York losgehen, fragen wir unser Nachbarboot – den Schweizer Katamaran VENGO – ob sie uns helfen können. Wir haben ihre Tauchflaschen auf Deck gesehen und hoffen, dass Rolf die Brille aus 10 m Tiefe hoch tauchen kann.
Tatsächlich findet er sie nach nicht einmal 5 Minuten unter Wasser genau dort wo wir am Vorabend mit dem GPS einen Wegpunkt erstellt haben und wir sind unendlich dankbar! Wir helfen anderen Booten wenn immer wir können und dieses Mal ist uns geholfen worden. Jetzt können wir los nach New York! Beim Brillen-Tauchen war noch Sonnenschein, dann kommt strömender Regen, mit welchem wir uns von Bermuda verabschieden. Schön – aber auch teuer – war es auf dieser Insel mitten im Atlantik.
Die ersten Stunden regnet es stark, doch der Regen lässt bald nach. Nach drei Tagen kommen wir in den Golfstrom, was sich durch grössere Wellen, böigen Wind und dann viel Strömung – 4 Knoten gegen uns – bemerkbar macht. Es streifen uns Gewitterzellen und die Stimmung ist nicht gerade rosig, weil wir nun viel langsamer vorwärts kommen. Hoffentlich spuckt uns der Golfstrom bald wieder aus! Am nächsten Morgen sehen wir nur Nebel und sogar einen ‘Nebelbogen’, aber die Bedingungen haben sich normalisiert, wir sind also raus aus der Strömung. Am Nachmittag stellt sogar der Wind komplett ab und wir müssen den Motor zur Hilfe nehmen. Etwas später dann: Delfine! Zuerst backen wir welche aus Zopfteig und dann sehen wir sie in echt – immer ein wundervolles Erlebnis. Wir fahren in die Nacht, die hell vom Mond erleuchtet ist.
Um ca. 3 Uhr morgens sehen wir die Skyline von New York, unglaublich! Morgens um 5 nähern wir uns der Verrazzano-Brücke und werden von der Coastguard angefunkt, die unser Ankommen erfasst hat und Fragen stellt. Wir passieren die Verrazzano-Brücke bei Brooklyn und fahren ohne viel Verkehr direkt vor die Freiheitsstatue, die man nach der Brücke von weitem erspähen kann. Nach einem kurzen Fotostopp in viel Fährenschwell entscheiden wir uns, direkt den Hudson River hoch bis zur George Washington Brigde zu fahren, wo wir auf Höhe Dyckmann Street auf der Jersey Seite vor Anker gehen.
Wir überqueren nun jedesmal wie eine Fähre den Hudson mit dem Dinghy, um auf die Seite von New York zu kommen. Die Strömung bei auslaufendem Wasser im Hudson ist eindrücklich, gerade da es genau einen Tag vor Vollmond ist.
Silvio macht sich mit dem Taxi auf den Weg nach Newark zum einklarieren. Die Officers sind ein wenig gefordert. Hunderte Containerschiffe werden täglich einklariert, Cruiser eher weniger. In den Abendstunden dann sind wir endlich einklariert: Welcome to NYC!
comments powered by Disqus